Als ich das erste Mal auf die Edda stieß, war ich überrascht, wie oft ich die einfache Frage „Wann wurde die Edda geschrieben?“ schon gehört hatte – und wie selten die Antwort so eindeutig ist, wie man erwarten würde. Die Edda ist nämlich kein einzelnes,sauberes Werk mit einem einzigen entstehungsdatum,sondern ein Geflecht aus mündlicher Überlieferung,älteren Gedichten und mittelalterlichen Handschriften. Das macht die Datierung spannend – und manchmal frustrierend.In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine Spurensuche: Wir klären,was genau man unter „der Edda“ versteht (Poetic Edda vs. Prosa-Edda), welche Handschriften die Quellen liefern und welche Methoden Forschende nutzen, um Texte zeitlich einzuordnen - von sprachlichen Merkmalen bis zu paläographischen Hinweisen. Ich erkläre dir, warum manche teile wohl aus vorchristlicher Zeit stammen, andere aber erst im 13. Jahrhundert niedergeschrieben wurden, und warum die Handschrift Codex Regius und Snorri sturluson dabei eine besondere Rolle spielen.
Wenn du also wissen willst,wie alt die Edda wirklich ist,welche Unsicherheiten es gibt und wie Wissenschaftler zu ihren Datierungen kommen,dann bleib dran – ich führe dich Schritt für schritt durch die Entstehungsgeschichte und zeige dir,was wir heute mit recht großer Sicherheit wissen und wo noch Rätsel bleiben.
Das erfährst du hier
- Wie ich die Entstehung und datierung der Edda nachvollzogen habe: Handschriftliche Quellen, mündliche Tradition, sprachliche Merkmale, historische Kontextualisierung und meine konkreten Empfehlungen für dich beim Weiterlesen und Forschen
- Fragen & Antworten
Wie ich die Entstehung und Datierung der Edda nachvollzogen habe: Handschriftliche quellen, mündliche Tradition, sprachliche Merkmale, historische Kontextualisierung und meine konkreten Empfehlungen für dich beim Weiterlesen und Forschen
ich habe die Entstehung der Edda nicht aus einer einzigen Quelle erschlossen, sondern durch eine bewusste Verknüpfung von **handschriftlichen Zeugnissen**, mündlicher Überlieferung, sprachlicher analyze und historischer kontextualisierung - kurz: trianguliert. Das gibt dir als Leser ein Gefühl dafür, warum Datierungen niemals absolut sind, sondern immer Wahrscheinlichkeitsaussagen.
Als Ausgangspunkt standen für mich die Manuskripte selbst: vor allem der berühmte Codex Regius, dazu Handschriften wie AM 748 I 4to oder die umfangreichere Flateyjarbók. Ich habe Facsimiles verglichen, Handschriftenbeschreibungen gelesen und die unterschiedlichen Überlieferungswege der einzelnen Gedichte nachgezeichnet.
Bei der datierungstechnischen Arbeit halfen mir Methoden der **Paläographie** und **Kodikologie**: Schreibstil, Tintenalter, Kolumnenformat, später eingefügte Rubriken und Marginalien geben oft Hinweise auf Abschreibzeiten und Korrekturschichten. Ich notierte Unterschiede in Handwechseln und suchte nach Anmerkungen, die auf frühere Exemplare hindeuten könnten.
Wichtig war auch die Perspektive der mündlichen Tradition. Viele Verse tragen Merkmale oraler Dichtung: alliterative struktur, formelhafte Wendungen und Variabilität in der Reihung. Ich habe mir vorgestellt, wie ein Skal oder eine Erzählerin die Stücke vorgetragen haben könnte und welche Teile eher feststehend, welche variabel waren.
Die sprachlichen Merkmale sind für mich ein Kerninstrument: archaische Wortformen,bestimmte Flexionsendungen,Kennings und metrische Besonderheiten lassen auf ältere oder jüngere Schichten schließen. oft zeigte sich, dass spätere Abschreiber orthographisch „modernisierten“ oder erklärend umschrieben – ein Hinweis auf Abstand zur Originalsprache.
Innerhalb des Textkorpus suchte ich nach **Stratifikationen**: Passagen, die sprachlich sehr alt wirken, stehen neben klar jüngeren Einschüben oder Kommentaren. Solche Schichtenanalyse hilft, die relative Chronologie zu rekonstruieren – was zuerst existierte, was danach ergänzt oder ausgeschmückt wurde.
Historische Kontextualisierung war unverzichtbar. Ich habe die Edda-Texte gegen das Umfeld der Christianisierung Islands,die politischen Netzwerke und die literarischen Interessen des 12.-13. Jahrhunderts geprüft. Snorri Sturluson zum Beispiel schrieb in einem Umfeld, das sowohl skaldische Traditionen bewahren als auch für ein christlich-lateinisches Publikum verständlich machen wollte.
Außerdem habe ich intertextuelle Belege gesammelt: Erwähnungen in Skaldendichtungen, Bezüge in Sagas, und sogar sprachliche Parallelen zu skandinavischen Runeninschriften lieferten unabhängige Zeitspunkte oder bestätigende Hinweise.
praktisch nutzte ich eine Reihe philologischer Werkzeuge: kritische Ausgaben, digitale Handschriftenarchive, das Cleasby-Vigfússon-Wörterbuch, das Skaldic Poetry of the Scandinavian Middle Ages-Projekt und Standardwerke von Simek, Orchard, Clunies Ross u. a. Diese kombinierten philologisches Handwerkszeug mit modernen Kommentaren.
wenn du selbst anfangen willst, empfehle ich dir diese schritte - kurz und praktikabel:
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- Beginne mit Facsimiles: Schau dir den Codex Regius online an, bevor du einer modernen Übersetzung vertraust.
- Vergleiche Ausgaben: Lies mindestens eine kritische Edition und eine moderne Übersetzung parallel.
- Analysiere Sprachmerkmale: Achte auf metrische Muster, Kennings und archaische Formen.
- Kontextualisiere historisch: Informiere dich über die politische und kirchliche Situation Islands im 12.-13. Jh.
- Notiere Schichtungsmerkmale: Suche nach inkonsistenten Namen, Anachronismen oder späteren Ergänzungen.
Zum praktischen Einstieg habe ich häufig diese Manuskriptdaten nebeneinandergelegt – hier eine knappe Übersicht, die dir beim Orientieren hilft:
Manuskript | Typ | ungefährer Entstehungszeitraum |
---|---|---|
codex Regius | Poetisches | ca. 1270 |
AM 748 I 4to | Zusammenstellung | 13. Jh. |
Flateyjarbók | Saga-/Chronik | spätes 14. Jh. |
Achte auf typische fallen: Viele populäre Darstellungen mischen Snorris Prosa-Edda und die ältere Poetische Edda ohne Differenzierung.Verlass dich niemals nur auf eine Übersetzung oder eine populärwissenschaftliche Zusammenfassung - das führt leicht zu Fehldatierungen.
Meine persönliche Empfehlung zum Weiterlesen: fang mit einer guten kritischen Edition der Poetic Edda (z. B. mit Altisländischem Kommentar), ergänze das durch Snorri in einer verlässlichen Übersetzung, und lies dann Sekundärliteratur von Autor*innen wie Simek, Clunies Ross oder Byock. Parallel dazu: nutze Handrit.is und das skaldic-Projekt, um Originalstellen zu prüfen.
Wenn du möchtest, kann ich dir eine kurze Lese- und Arbeitsliste zusammenstellen, abgestimmt auf dein Sprachniveau und ob du lieber philologisch oder rezeptionsgeschichtlich arbeiten willst. so findest du schnell heraus, welche Fragen zur Datierung du selbst weiterverfolgen kannst.
Fragen & Antworten
Wann wurde die Edda geschrieben?
Ich antworte dir ganz direkt: Eine einzelne Jahreszahl gibt es nicht. Was man unter „Edda“ zusammenfasst,entstand in mehreren Schichten - mündliche Dichtung,die wohl schon im 9.-11. Jahrhundert geformt wurde, und schließlich die niederschrift im 13. Jahrhundert. Die sogenannte Poetische (ältere) Edda wurde in Handschriften wie dem Codex Regius im 13.jahrhundert aufgeschrieben; die Prosa-Edda schrieb Snorri Sturluson etwa um 1220-1230.
Meinst du die Poetische oder die Prosa-Edda – warum ist das wichtig?
Ich frage das bewusst, weil die Datierung davon abhängt: Die Poetische Edda ist ein Sammlungstitel für alte Götter- und Heldendichtungen, die erst spät schriftlich fixiert wurden. Die Prosa-Edda ist ein einzelnes Werk von Snorri, das wir relativ sicher ins frühe 13. Jahrhundert datieren können. Wenn du genau wissen willst „wann wurde die Edda geschrieben“, musst du also konkretisieren, welche Edda du meinst.
Wie stellen Forschende das Alter der Gedichte fest?
Aus meiner Erfahrung mit der Forschung werden mehrere Methoden kombiniert: Sprach- und versanalyse, inhaltliche Hinweise (z. B. Anspielungen auf historische Ereignisse), Vergleich mit anderen Texten und die Datierung der Handschriften durch Paläographie. So lassen sich Entstehungszeiträume eingrenzen, aber selten ein exaktes Jahr festlegen.
Welche Handschriften sind für das Datum besonders wichtig?
Ich nenne dir die wichtigsten ohne zu sehr ins Fachchinesisch zu gehen: Für die Poetische Edda ist der Codex Regius (aus dem 13. Jahrhundert) zentral, weil viele der Lieder dort erstmals gesammelt sind. Für die Prosa-Edda gibt es mehrere mittelalterliche Handschriften, die alle ins 13. Jahrhundert gehören. die Handschriften zeigen, wann das schriftliche Fixieren stattfand – nicht unbedingt, wann der Stoff ursprünglich entstand.
Gibt es einzelne Gedichte,die deutlich älter sind als andere?
Ja,das trifft zu. Ich würde etwa die Völuspá und einige heroische Lieder zu den älteren Texten zählen; sprachliche Merkmale lassen viele von ihnen ins frühe Mittelalter datieren, also vielleicht 10. Jahrhundert oder älter. Dennoch sind solche Datierungen immer annäherungen und diskutiert.
Könnte man „wann wurde die Edda geschrieben“ exakt mit einem Jahr beantworten?
Aus meiner Sicht: nein. Weil die Texte aus einer langen oralen Tradition stammen und erst später aufgeschrieben wurden, fehlt ein einzelnes Entstehungsdatum. Man kann Zeitfenster angeben (z. B. mündliche Herkunft 9.-11. Jh., Niederschrift 13. Jh.), aber kein exaktes Jahr nennen.
wie stark haben christliche Einflüsse die Niederschrift geprägt?
Ich halte das für wichtig: Die Schreiber und Kompilatoren im 13. Jahrhundert lebten in einem christlichen Umfeld, deshalb findest du in den Texten sowohl ältere vorchristliche Motive als auch christlich geprägte Formulierungen oder Umdeutungen. Das heißt: Die Edda bewahrt alte Überlieferung, sie ist aber nicht unverändert „heidnisch“.
Wie zuverlässig sind die Texte, wenn du die vorchristliche Religion rekonstruieren willst?
ich würde dir raten, vorsichtig zu sein: Die Edda ist eine der besten Quellen für die nordische Mythologie, aber sie ist überliefert durch mittelalterliche Isländer mit ihren eigenen Interessen. Für Rekonstruktionen nutze ich die Edda zusammen mit archäologischen Funden und Vergleichsstudien – also immer multiple Belege, nicht nur die Handschriften.
wo kann ich seriöse Quellen finden,wenn ich selbst weiter recherchieren will?
Ich empfehle dir akademische Ausgaben (mit Übersetzung und Kommentar),fachkundige Einführungen zur altnordischen Literatur und Artikel aus Fachzeitschriften. Bibliotheken und Uni-publikationen sind oft verlässlich; achte auf Autorinnen und Autoren mit Expertise in altnordischer Philologie oder Medienevalgeschichte.Hinweis: Wir sind ein reines Beratungsportal und verkaufen keine eigenen Produkte; ich gebe dir hier nur Orientierung und Quellentipps.
Zum Abschluss: Für mich liegt die wichtigste Erkenntnis darin, dass es die Edda nicht als ein einziges, klar datiertes werk gibt, sondern ein Geflecht aus alten Liedern und einem späteren Lehrwerk.Viele der altgermanischen Gedichte, die wir in der Lieder‑ oder Älteren Edda finden, stammen aus einer mündlichen Tradition, die wahrscheinlich bereits im 9.-11. Jahrhundert begann und über Jahrhunderte weitergegeben wurde; ihre Niederschrift finden wir dann in Handschriften wie dem Codex Regius, der im 13. Jahrhundert entstand. Die Prosa‑Edda von Snorri Sturluson ist hingegen ein bewusstes schriftliches Werk aus dem frühen 13. Jahrhundert (ungefähr um 1220-1230), das viel von dem älteren Material systematisiert und erklärt.
Bei meiner Recherche hat mich besonders fasziniert, wie die Kombination aus sprachlicher Analyse, metrischen Merkmalen und Handschriftenkunde uns nur annäherungen an exakte Daten erlaubt - eindeutige Jahreszahlen gibt es kaum, aber ein plausibles Bild. Das macht die Edda für mich spannend: Sie ist sowohl Zeugnis einer lebendigen Erzählkultur als auch Produkt mittelalterlicher Gelehrsamkeit.
Wenn du tiefer einsteigen willst, empfehle ich dir, sowohl Übersetzungen als auch Einführungen zur Handschriftenkunde und zur altnordischen Sprachforschung zu lesen - und dir vielleicht einmal originale Passagen in verschiedenen Übersetzungen anzuschauen. Ich hoffe, ich konnte dir einen klaren Überblick geben und deine Neugier wecken. wenn du magst, schicke ich dir gern Literaturhinweise oder eine kurze Liste mit verlässlichen Einführungen.
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